Roboter werden nicht nur vom Aussehen menschenähnlicher. Sie können mittlerweile auch Gegenstände fühlen und buchstäblich begreifen. Roboter mit Tastsinn erobern nun die Läger von Amazon. Neue flexiblere Robotergenerationen dringen nun aber auch in Fabriken mit hoher Produktvarianz und kleinen Losgrößen ein.
Amazon
Vulcan, Amazons erster Lagerroboter mit Tastsinn, setzt neue Maßstäbe in der Robotik. Er kann mithilfe von Kraftsensoren und KI-gestützter Kameratechnik präzise Greif- und Hebeaufgaben ausführen, indem er erkennt, wie viel Druck er auf ein Objekt ausüben darf, ohne es zu beschädigen. Vulcan kann etwa 75 Prozent aller gelagerten Artikelarten handhaben, vom kleinen USB-Stick bis zu empfindlichen Produkten in beengten Fächern.
Mit zwei Armen – einer mit Saugnapf, einer mit Greif- und Schiebewerkzeug – kann er Artikel gezielt greifen, bewegen und in Regalfächer ein- oder auslagern.
Vulcan arbeitet vor allem in schwer erreichbaren, hohen oder tiefen Regalfächern und entlastet so Mitarbeiter bei körperlich anstrengenden Aufgaben. Das System lernt durch maschinelles Lernen ständig dazu und verbessert seine Greifgenauigkeit mit jeder Aufgabe. Erkennt Vulcan, dass er einen Artikel nicht sicher handhaben kann, fordert er automatisch menschliche Unterstützung an. Vulcan kombiniert damit Tastsinn, visuelle Erkennung und KI, um Waren sicherer, effizienter und flexibler zu bewegen als herkömmliche Roboter.
Kein Wunder, dass Amazon-Chef Andy Jassy kürzlich große Veränderungen angekündigt hat. KI soll in allen Unternehmensprozessen eingesetzt werden und die Effizienz steigern. Über 100 Mrd. US-Dollar will Amazon in den nächsten Jahren für KI, Rechenzentren und Robotik investieren. Von den aktuell weltweit etwa 1,5 Millionen Jobs dürften dann viele verschwinden.
Neofactory
Neofactory ist Programm und der Name eines US-Startups. Während es bei Amazon vor allem um Lagerroboter geht, setzt Neofactory auf die Automatisierung von Fabriken mit großer Produktvielfalt und niedrigen Stückzahlen. Das ist das Umfeld von vielen produzierenden Mittelständlern, bei denen die Robotisierung bisher auf Grenzen gestoßen ist. Neofactory positioniert sich damit als Vorreiter für die nächste Generation der Fertigungsautomatisierung in den USA. Mit einem starken Fokus auf Digitalisierung, KI, Robotik und skalierbare Produktionslösungen will das Unternehmen die industrielle Basis Amerikas transformieren und neue Maßstäbe für Effizienz und Flexibilität setzen.
Konkurrenten
Doch Neofactory ist nicht allein. Startups und etablierte Anbieter tummeln sich auf diesem Zukunftsfeld. Dazu gehören z. B. ESSERT Robotics, Rockwell Automation, FANUC und ABB. Aber auch die Chinesen mischen mit Cepai und Nantong Yuetong CNC Equipment mit.
copyright Mittelstandsforum Köln Bonn